Album der Woche The Strumbellas: "Part Time Believer"

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Wenn The Strumbellas eines draufhaben, dann sind es Songs zum Mitsingen. Dass das auch mit neuem Leadsänger klappt, beweist ihr Album "Part Time Believer".

Albumcover: The Strumbellas "Part Time Believer"
Bild: Glassnote/Rough Trade

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So klingt "Part Time Believer" von "The Strumbellas"

Wenn The Strumbellas eines draufhaben, dann sind es Songs zum Mitsingen. Dass das auch mit neuem Leadsänger klappt, beweist ihr Album "Part Time Believer".

Bild: Stephani Montani

Songs, die sich zu Hymnen aufschwingen und mit ihren eingängigen Refrains das Mitsingen zu etwas Unausweichlichem machen – das ist der Kern der Musik, für die The Strumbellas stehen. Ihr am 09. Februar 2024 erschienenes Album "Part Time Believer" fährt weiter auf dieser Schiene – wenn auch unter veränderten Vorzeichen und mit Jimmy Chauveau als neuem Leadsänger. Dabei geht es mit einer gehörigen Portion Tempo und Intensität zur Sache, was dem gesamten Album auch etwas Mitreißendes gibt.

Nach Jimmy Chauveaus Einstieg als Leadsänger bei den Strumbellas war es ein großer Spaß, unsere Songs auf eine neue Art zu erfahren.

David Ritter

Im März 2022 hatten The Strumbellas mitgeteilt, dass ihr Frontmann Simon Ward sich aus dem aktiven Bandgeschehen zurückziehen werde. Ward wollte sich stärker auf seine Familie konzentrieren und mehr im Hintergrund als Songwriter für die Band tätig sein. Jimmy Chauveau wurde im selben Monat von den Strumbellas als neuer Leadsänger vorgestellt. Der als Frontmann der kanadischen Bands Ascot Royals und Kadeema bekannte Chauveau passt sich stimmlich gut ins Soundgefüge der Strumbellas ein, bringt aber ein etwas dunkleres Timbre als sein Vorgänger Simon Ward mit. Keyboarder David Ritter hat Bremen Eins erzählt, welch großen Spaß es gemacht habe, mit Jimmy Chauveau als Leadsänger die Songs der Strumbellas auf ganz neue Weise zu erleben. Eine gehörige Portion Überschwang habe in den Proberaum der Strumbellas Einzug gehalten, erinnert Ritter sich.

Dieses Album ist in einem Prozess echter Zusammenarbeit entstanden und wir haben unsere Songideen auf ziemlich unterschiedliche Weise entwickelt.

Isabel Ritchie

Den Titel ihres mittlerweile fünften Studioalbums "Part Time Believer" haben The Strumbellas dem Song "Steal My Soul" entnommen. Dessen Text enthalte für sie eine übergeordnete Botschaft, betont Geigerin Isabel Ritchie gegenüber Bremen Eins. Es gehe um den Glauben an sich selbst, um die persönliche Wahl zwischen Niedergeschlagenheit oder Optimismus, um die Formulierung von Lebenszielen, um den Glauben an die Welt. Das klingt nach einem universellen, die Welt umarmenden Anspruch – aber keine Angst, die zwölf neuen Songs der kanadischen Indie-Folker verbreiten erheblich mehr positive Stimmung, als dass sie mahnend den Zeigefinger schwenken. "Echte Zusammenarbeit" lautet für Isabel Ritchie die Zauberformel, die "Part Time Believer" für sie und die Band zu etwas wirklich Besonderem gemacht habe. Aus allen Richtungen hätten sie Songideen eingesammelt, als instrumentale Einfälle, als Sprach-Memos, als Konzepte, als Notizen oder auch beim Zusammentreffen ganz ohne Songtexter, um übergeordnete Ideen zu entwickeln.

Wir haben sozusagen unter jeden Stein und hinter jeden Baum geschaut, um eine coole Songidee zu finden.

David Ritter

Anders als bei ihren Vorgängeralben haben The Strumbellas nicht auf eine bestimmte Songwriting-Formel gesetzt, sondern ganz bewusst unter jedem Stein und hinter jedem Baum nach coolen Songideen gesucht, wie es Keyboarder David Ritter ausdrückt. Das gern auch im Teamwork mit anderen Songwritern wie der kanadischen Sängerin und Produzentin Kayla Diamond, die eigentlich Rechtsanwältin hätte werden sollen, bevor sie der Musik verfiel. The Strumbellas haben unbedingt jeden möglichen Ansatz finden wollen, um neue Songs entstehen zu lassen und mit ihrer ganz eigenen Definition von Lebendigkeit zu füllen. An Songs wie "Great Unknown" und "Florence" lässt sich dieser Antritt vollumfänglich nachempfinden.

Was aber die Gefühle betrifft, die wir versuchen zu vermitteln, sind unsere Songs definitiv autobiografisch.

David Ritter

Zeit zum Songschreiben hatten The Strumbellas mehr als genug – während der Pandemie, als der Rhythmus von Touren, Auftritten und Regenerationsphasen, wie bei so vielen anderen Bands und Solokünstlern auch, gnadenlos zerschlagen wurde. Ein Paket von fast 50 Songs war so zusammengekommen, welches für das aktuelle Album dieser kanadischen Messdiener des Mitsingens auf zwölf Tracks eingedampft wurde. Dabei erzählen The Strumbellas in ihren Songs keine konkreten Erlebnisse, sondern verlegen sich auf bestimmte Empfindungen, die sie nachvollziehen können, oder auf Geschichten von Charakteren, mit denen sie sich identifizieren. Unter diesem Blickwinkel seien ihre Songs durchaus als autobiografisch zu bezeichnen, ist David Ritter überzeugt.

Es gibt da jetzt also Dinge, die man bei der Musik der Strumbellas nicht unbedingt erwarten würde.

David Ritter

Ähnlich bunt wie die Ansätze für die neuen Strumbellas-Songs hat sich die Arbeit mit den verschiedenen Produzenten gestaltet. Da wären zum einen Stevie Aiello und Dave Schiffman. Mit beiden hatten The Strumbellas schon zuvor zusammengearbeitet und die Aufnahmesessions fühlten sich für die 2008 gegründete Band wie ein Wiedersehen mit alten Freunden an. Anders gestaltete sich die Arbeitsatmosphäre dann schon bei Keith Varon, der etliche Instrumente spielt. David Ritter erinnert sich an eine Szene, als Varon ihm einen Vorschlag für seinen Klavierpart machte und – als er ihn nicht gleich umsetzen konnte – diesen flugs selbst vorspielte. Die Gemütlichkeit in den heimischen Dreamhouse Studios in Toronto, wo die Strumbellas selbst produzierten, war damit dahin.

Fünf Personen stehen nebeneinander mit Papierfliegern
The Strumbellas mit euem Leadsänger Jimmy Chauveau. Bild: Stephani Montani

Mit großer Begeisterung erinnert Isabel Ritchie sich an die Aufnahmen in Atlanta bei Ben H. Allen. Dort hatten die Bandmitglieder ihr Privatleben in Toronto zurücklassen und sich ganz anders auf die Musik konzentrieren können als in ihrer Heimatstadt, wo auch immer Familie und das tägliche Einerlei warteten. Ben H. Allen hat auf seinem Schreibtisch einen Grammy stehen, der ihm 2006 für seine Arbeit für Gnarls Barkley verliehen worden war. Nicht nur davon zeigt David Ritter sich sehr beeindruckt, sondern auch von den kleinen Hip-Hop-Elementen, die Allen diskret in die Rhythmen der kanadischen Folk-Popper eingebaut hat. Mit ebendiesem Hip-Hop-Hintergrund hat dieser Produzent auch Groove und Feeling der Keyboard-Parts beeinflusst. Dass solch behutsame Veränderungen ihrem Publikum auffallen werden – da ist David Ritter sich nicht sicher. Er selbst aber werde diese Anregungen immer in Erinnerung behalten.

Wir möchten, dass unser Publikum die Freude spürt, die wir selbst beim Musikmachen empfinden.

Isabel Ritchie

Die Nagelprobe für neue Songs der Strumbellas sei immer, dass sie selbst sich diese sehr gern anhören, gibt Geigerin Isabel Ritchie zu Protokoll. Die Freude Musik zu machen, das sei der Motor ihres Tuns, egal ob man es nun als Indie-Folk oder Alternative-Rock verbuchen wolle. Dieser Spaß an der Musik ist in der Tat in der Lage, wie ein Funke aufs Publikum überzuspringen. Dazu tragen auch die dynamischen Steigerungen bei, die in den aktuellen Songs der Strumbellas wie Wellen aufsteigen und wieder abebben. Von einer Person und einer Gitarre hin zum großen Sound einer Rockband und wieder zurück zu folkiger Schlichtheit, wie David Ritter es beschreibt. Mit dieser Technik fangen die fünf Musiker auch die Widersprüchlichkeit zwischen traurigem Text und fröhlicher Musik, zwischen den dunklen Tiefen persönlicher Kämpfe und dem abschließenden Obenauf-Sein ein.

Das fühlt sich für mich an wie The Strumbellas mit einer Extraportion Vitamin D, mit einem bisschen mehr Sonnenschein in der Mischung.

David Ritter

Wenn es eine tiefere Botschaft des aktuellen Strumbellas-Albums gibt, dann ist es laut Isabel Ritchie die, dass man voller Begeisterung und Überschwang dem entgegenblicken solle, was als nächstes kommt. Eine große Singalong-Party, so fühlt sich "Part Time Believer" über weite Strecken an – mit einer Extraportion Vitamin D und viel Sonnenschein. Da gibt es in diesen nicht ganz so hellen und ziemlich unruhigen Zeiten doch gute Gründe, sich "Part Time Believer" zu Gemüte zu führen. Also, ab auf die musikalische Sonnenterrasse, die The Strumbellas mit so viel Einsatz eingerichtet haben!

The Strumbellas "Part Time Believer"
Glassnote Records
EAN: 0197189841989
VÖ: 09.02.2024

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Das Gewinnspiel endet am 18. Februar 2024.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 12. Februar 2024, 14:40 Uhr

Bremen Eins Livestream & aktuelle Sendung.

Der Morgen mit Britta Uphoff und Philipp Kolanghis

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