Album der Woche The Script schicken leuchtende Satelliten in die Dunkelheit

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Es hätte nach dem plötzlichen Tod ihres Gitarristen auch weiterhin Trauer angesagt sein können. Stattdessen haben The Script ein neues Album auf den Weg gebracht.

Albumcover The Script - Satellite
Bild: Warner / BMG
Albumcover The Script - Satellite

So klingt "Satellites" von The Script

Trotz der Trauer um ihren plötzlich verstorbenen Gitarristen haben The Script ein neues Album auf den Weg gebracht.

Bild: Warner / BMG

Gewinnen Sie das Album "Satellites" von The Script

Dieses trägt den Titel "Satellites" und seinen positiven Ton setzt erst einmal der disco-poppige Aufmacher "Both Ways". Am 16. August ist das zwölf Songs umfassende 7. Studioalbum von The Script erschienen. Und natürlich gibt es darauf auch gedämpfte, ja, traurige Töne zu hören, die sich im Titeltrack "Satellites" zu sanften Klangbögen aufschwingen, bevor sie im folgenden "One Thing I Got Right" wieder optmistischer funkelnden Sounds den Platz überlassen.

Ich war mir vollkommen sicher, dass dies kein langsames Album werden sollte. So sollte es sich eben gerade nicht anfühlen.

Danny O’Donoghue

Danny O’Donoghue, Gründungsmitglied und Frontmann von The Script, hat mit Leadgitarrist Mark Sheehan nicht nur einen Freund seit Teenagertagen und Mitbegründer der Band verloren, sondern auch seinen engen Partner bei Songwriting und Produktion. Selbstverständlich verkroch O’Donoghue sich, nachdem er erfahren hatte, dass Sheehan am 14. April 2023 mit nur 46 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben war, zunächst in eine der dunklen Ecken persönlicher Trauer. Gerade erst waren doch die erdrückenden Corona-Monate überstanden, Mark Sheehan hatte sich eine persönliche Auszeit genommen und ging nicht mit auf Tour durch Nordamerika, um bei seiner Familie sein zu können, und dann dieser Tiefschlag, der ein großes Loch in das Bandgefüge von The Script riss. Doch irgendwann hatte Danny O’Donoghue genug von dem ganzen Kummer und verwandelte seinen Schmerz in die positive Energie für ein neues Album, welches kein langsames werden, sondern ganz im Gegenteil von Tempo und Dynamik befeuert werden sollte.

Drei Mitglieder der Band The Script stehen nebeneinander
Glen Power, Mark Sheehan und Danny O'Donoghue auf einem Event im Jahr 2014. Bild: Imago | MediaPunch

Ich wollte mich in die Lage versetzen, jemandes Leben zu feiern, anstatt es zu betrauern.

Danny O’Donoghue
Band The Script in Wüstenladnschaft
Bild: Jordan Rossi

Der Kopf der Poprocker aus der irischen Hauptstadt Dublin beschloss, für das neue Album von The Script nach vorn zu schauen und das Vermächtnis seines alten Freundes Mark Sheehan zu feiern, anstatt dessen zu früh beendetes Leben zu betrauern. Dafür schlug O’Donoghue neue Wege ein, die er zuvor bewusst nicht genommen hatte, indem er sich mit anderen Songwritern zusammentat. Überhaupt erfand er sich quasi neu, schwor dem Alkohol ab, reduzierte seine Bildschirmzeit, ging täglich ins Fitnessstudio, besuchte regelmäßig die Kirche – und stürzte sich ins Songwriting. Allein in einem der Metropolis Studios im Londoner Westen, welches er ursprünglich für Mark Sheehan und sich gemietet hatte. Dort experimentierte O’Donoghue mit Drumcomputern, tauchte in die Welt der Trap Music ein und musste feststellen, dass er seine Songideen, an denen es ihm nicht mangelte, ohne Mark Sheehan nicht zu Ende bringen konnte. Hier kamen dann die anderen Songwriter wie etwa der Engländer Steve Robson mit seinem guten Händchen für Nummer-eins-Hits ins Spiel. Dass er durch die Zusammenarbeit mit ihnen seine eigenen Regeln brach, war Danny O’Donoghue bewusst, aber ohne seinen vertrauten Songwriting-Partner Sheehan war er darauf angewiesen, seinen Kopf über den eigenen Tellerrand zu heben.

Inspiration finde ich so gut wie überall.

Danny O’Donoghue

Inspiration ist für den Frontmann der 2001 gegründeten Band kein großes Thema. Immer und überall findet er Anregungen für neue Songs. Sein ganz besonderes Augenmerk richtet er auf Redewendungen, die für ihn zum Song-Trigger werden. Das in sphärischer U2-Anmutung fließende "At Your Feet" ist so ein Fall. Als Danny O’Donoghue im Fernsehen die Fußballsendung "Match of the Day" anschaute, bekam er mit, wie ein Spieler sagte: "Er sollte spielen, als liege ihm die Welt zu Füßen. Stattdessen sieht es so aus, als würde die Welt auf seinen Schultern lasten!" Diese Kombination zweier Redewendungen spiegelte O‘Donoghue mit seinen eigenen Erfahrungen und schrieb diesen Song für die Menschen, die ihm die Last der Welt vom Leibe gehalten oder gar abgenommen hatten.

Das Schreiben ist für mich im Allgemeinen Therapie. Ich denke, dass ich die Dinge viel stärker empfinde, als andere das tun.

Danny O’Donoghue

Songwriting als Therapie ist der künstlerische Ansatz, den Danny O’Donoghue sich schon von Kindesbeinen an erarbeitet hat. Immer, wenn es in der Schule Ärger gab und er schikaniert wurde, wehrte er sich nicht, sondern zog sich in einen Raum zurück, in dem er so laut und hoch wie irgend möglich sang. Die Energie aus diesen Konflikten verwandelte er in etwas, von dem er damals schon wusste, dass es ihm guttun würde. So ist O’Donoghue auf seine Weise eben doch ein Kämpfer, der sich von den Katastrophen, die das Leben mit sich bringen kann, nicht in Stress und Krankheit treiben lassen möchte, sondern sich über die Musik auch aus der Verzweiflung über den Tod seines Freundes Mark herausgekämpft hat. Das energisch federnde "Inside Out" auf dem neuen Album von The Script entzündet solch ein loderndes Feuer der Selbstbefreiung.

Ich schreibe darüber, was jetzt ist!

Danny O’Donoghue

Man sollte aber nicht dem Fehler erliegen, "Satellites" als musikalisches Wühlen in der Vergangenheit zu verstehen. Danny O’Donoghue legt Wert darauf, über die Dinge zu schreiben, die ihn gegenwärtig beschäftigen. Musikalisch setzt er dies, zusammen mit Drummer Glen Power, Bassist Ben Sargeant und dem neuen Gitarristen Ben Weaver vom Trio zum Quartett angewachsen, blitzsauber produziert um. Ihren gitarrenbasierten Indie-Sound laden The Script mit einer Sogwirkung auf, die sich bis zu stadiontauglichen Hymnen steigern kann. Ihren Klangkorridor haben die vier Musiker dabei klar definiert – mit kleinen Ausreißern wie "Both Ways" oder "Run Run Run" – und beziehen ihren Platz in der Arena englischsprachigen Pop-Rocks irgendwo zwischen U2 und Coldplay.

Mark hat definitiv dabei geholfen, mich inhaltlich und gestalterisch in eine bestimmte Richtung zu lenken.

Danny O’Donoghue
Band The Script in Wüstenladnschaft
Bild: Jordan Rossi

Aus Danny O’Donoghues Sicht war die Songwriting-Partnerschaft mit Mark Sheehan keine so enge, wie es sie seiner Meinung nach bei den Beatles mit John Lennon und Paul McCartney gegeben hat. Mark und er hatten unabhängig voneinander Karriere als Songwriter gemacht und waren es gewohnt, mit anderen Songwritern und Produzenten im Studio zu arbeiten. Unter anderem schrieben sie für Britney Spears, *NSYNC, Picture This und Calum Scott. Bei The Script hingegen war es anders, denn Mark Sheehan war derjenige gewesen, der den Überblick über das große Ganze hatte. Es ging um Fragen wie die Reihenfolge der Songs bei der Produktion, wie man auf die teils gegensätzlichen Erwartungen von Label und Fans eingehen sollte. Es sei dann geradezu unheimlich gewesen, dass Mark Sheehan auch bei der Entstehung von "Satellites" im Hintergrund mit dabei war, erinnert O’Donoghue sich. Denn ihm sei immer bewusst gewesen, wie Mark auf bestimmte Songs und gestalterische Elemente reagieren würde. Insofern habe dieser definitiv dabei geholfen, ihn in eine bestimmte Richtung zu lenken. Mit dem Song "Gone" hat Danny seinem alten Freund und Weggefährten dann auch einen dynamischen Nachruf aufs Album gepackt.

Ich bin doch nicht so dumm, das beste Material aus der Hand zu geben!

Danny O’Donoghue

Und nicht nur das. Etwas, das Mark und Danny beim Songwriting gelernt hätten, war, sich bei Songs mit Hitpotenzial den Erstzugriff zu sichern, betont O‘Donoghue. So dumm, das beste Material aus der Hand zu geben, seien sie jedenfalls nicht gewesen. Schon der Titeltrack des aktuellen Albums von The Script, für Danny O’Donoghue unverkennbar ein Signature-Lovesong mit der textlichen Wendung, dass das, was man für Sterne gehalten hat, nur Satelliten seien, scheint dies zu bestätigen. Das in Irland gleich auf Platz eins der Album-Charts gekletterte "Satellites" vereint Aufbruch und Vermächtnis, schickt leuchtende Farben aus dem Dunkel der Vergangenheit heraus und verschmilzt Tiefgang mit sprühender Leichtigkeit. Den Satelliten von The Script zu folgen lohnt sich, es müssen ja nicht immer gleich Sterne sein.

The Script "Satellites"
BMG RIGHTS MANAGEMENT
EAN: 4099964054866
VÖ: 16.08.2024

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Das Gewinnspiel endet am 06. September 2024.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 2. September 2024, 14:40 Uhr

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