Auf ein Wort Ein ganzer Tag für Dankbarkeit

Sonnenstrahlen scheinen durch dunkle Wolken

Ein ganzer Tag für Dankbarkeit

Der Tag der Deutschen Einheit und das Fest Erntedank sind Tage der Dankbarkeit, sagt Propst Bernhard Stecker. Auch wenn man dann nicht dauernd daran denkt.

Bild: Imago | blickwinkel

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Der Tag der Deutschen Einheit und das Fest Erntedank sind Tage der Dankbarkeit, sagt Propst Bernhard Stecker. Auch wenn man dann nicht dauernd daran denkt.

Brückentag, verlängertes Wochenende, ein kurzer Urlaub. Der 3. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, lag günstig an einem Donnerstag, der Freitag ist an den Schulen sowieso frei. Also eine gute Gelegenheit, sich mal eine kurze Erholungspause im Alltag zu verschaffen.

Das, was wir am 3. Oktober eigentlich feiern, tritt ein klein wenig zurück und in den Hintergrund. Dass unser Land jahrzehntelang gespalten war, getrennt von einer Mauer mit Stacheldraht und Todesstreifen. Dass das auch Auswirkungen hatte auf die Menschen und nicht durch einen Verwaltungsakt und auch nicht durch einen Feiertag einfach so verschwindet. Dass das Zeit braucht und die Bereitschaft, einander zuzuhören und wahrzunehmen.

Wichtig wäre es schon, da mal drüber nachzudenken, sich dafür auch mal einen Tag Zeit zu nehmen. Andererseits kann ich ja auch nicht vom Aufstehen bis zum Abend dauernd an die Deutsche Einheit denken. Aber das ist Ostern ja auch nicht anders. Auch da kann ich nicht den ganzen Tag an die Auferstehung denken. Oder Weihnachten an die Geburt im Stall. Und selbst an meinem Geburtstag oder an einem Geburtstag eines mir lieben Menschen kreisen meine Gedanken nicht immerfort nur darum. Schön, wenn man wenigstens kurz daran denkt und es nicht ganz vergisst.

So ist das vielleicht auch mit diesem Sonntag. In vielen Kirchen wird heute Erntedank gefeiert. Als ich noch auf dem Land Pastor war, war das richtig groß. Viele brachten alles Mögliche gerade frisch Geerntete in die Kirche, und hinterher gab es eine große Verkaufsaktion zugunsten sozialer Projekte.

In der Stadt ist das etwas anders, etwas kleiner. Trotzdem feiern auch wir Erntedank, denn auch wir leben von dem, was auf den Feldern wächst und geerntet wird. Ob ich den ganzen Tag daran denke? Natürlich nicht. Aber einen Moment und vielleicht noch einen mehr will ich heute daran denken. Und nicht nur denken, sondern danken. Das ist der wichtigste Gedanke heute: Für einen Moment, für einen Tag die Haltung der Dankbarkeit annehmen. Das kann mein Leben verändern, wenigstens für diesen Tag. Auch in einem kurzen Urlaub.

Autor/Autorin

  • Propst Dr. Bernhard Stecker

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